Jannas Place



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Wie man mit Techno Stille erzeugt.

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Techno YEAH!

Normalerweise zelebriere ich bei mir nur die Stille. Allenfalls höre ich vielleicht noch ein bißchen Klassik. Das war zwar nicht immer so, aber jetzt ist das so. Früher war ich mehr so der Metaller und hab Hardrock und Punk gehört. Aber irgendwann hatte ich dann wohl doch eine Spur zu viel meditiert und seitdem liegt der ganze alte Kram eigentlich nur noch im Regal rum. Die Stille zelebrieren, das hat was. Eine Technik für sich, möchte ich fast sagen. Schwer zu beschreiben. Ich hatte manchmal das Gefühl, ich könnte die Zeit dadurch anhalten. Eine Art Leere machte sich in der Wohnung breit, so als würde sich das Nichts einen Raum in dieser materiellen Welt verschaffen können. Das war die Stille. Zeitlos. Unendlich. Ich hatte mal einen Nachbarn, der mich in solch einer Situation besuchte. Ich konnte förmlich sehen, wie die Anspannung in ihm anstieg und nach fünf Minuten sprang er auf und verließ fluchtartig meine Wohnung mit den Worten "Das halt ich echt nicht aus!". Tja, so sind se, die Normalos ...

Wie auch immer, ich bin also ein sehr ruhiger Mensch und auch ein sehr friedliebender. Den meisten wäre ich wohl zu langweilig (der Artikel hier wird übrigens auch nicht anders). Alles was ich will, ist meine Ruhe. Nur leider wohn ich hier in einer überaus spießigen Doppelhaushälfte, was bedeutet, daß ich mich ja nunmal mit meinen Hausnachbarn irgendwie arrangieren muß. Arrangieren ist gut gesagt, denn von mir bekommt man ja nun nicht gerade viel mit. Arrangieren bedeutet also, daß ich(!) die ganze Zeit dieses junge Pärchen nebenan mit ihrem kleinen dreijährigen Gör, dem neuerrichteten Kinderspielplatz im Nachbargarten und den fröhlich kommunikativen Grillparties mit dem rüberwehenden Duft von angekokelten Leichenteilen nebenan erdulden muß.
Vom Prinzip her hab ich da eine sehr hohe Toleranz. Vor allem Kindern gegenüber. Nur leider bekam ich von dem Kind außer Weinen nichts mit. Laut waren nur die Eltern.

Das alles ist ja schon hart am Limit, aber dann kam irgendwann ein weiteres Detail hinzu: Das normale Laufen wurde durch ein Getrampel und Gepolter ersetzt, daß es durch das ganze Haus dröhnte. Ich konnte meine Räucherstäbchen beobachten, wie ihr aufsteigender Rauch anfing disharmonisch zu flackern. Und das war dann wirklich zuviel! Anfangs sagte ich mir noch, vielleicht ist es ja der Kleine, der eine neue Phase des Spieltriebes ausleben muß, aber irgendwann war auch damit dann echt Schluß. Zumal es wohl auch diesmal nicht der Kleine war. Der Knackpunkt kam auf einem Samstag, wo mich das Getrampel förmlich aus dem Bett fallen ließ. Ich überlegte, ob ich rübergehen sollte und mal um etwas Ruhe und Normalität bitten sollte, aber die Reaktion solcher Leute kenn ich schon zur Genüge. Da wird dann mit einem Jaja anfangs ein wenig drauf eingegangen, nach einem halben Tag ist alles schon wieder vergessen und anschließend werd ich dann vor anderen lächerlich gemacht, wie komisch, krank, anders, und was weiß ich noch alles ich sei. Nein, also darauf hatte ich nun wirklich keinen Bock mehr.
Ich suchte also nach einem anderen Weg und dabei entdeckte ich dann den Techno: Meller: Solardrums! Das war's, was ich suchte! Ein sattes permanentes Dröhnen mit einem richtig geilen TechnoBass. "Meller, ", dachte ich so, "Dein Wort in Gottes Ohr!" und drehte die Boxen auf ... YEAH!

Das hab ich dann den ganzen Samstag durchgespielt. Abends machte ich noch einen Spaziergang und sah, daß bei meinen Nachbarn überall die Jalousien runter waren. "Hey, gar nicht da...?!", dachte ich noch so und fühlte mich schon so ein bißchen verarscht. Also den Sonntag das Gleiche nochmal. Zwischendurch mal rausgeguckt und immer das gleiche Bild: Alle Jalousien runter, beide Autos vor der Tür. Hmm, komisch ... Montag morgen dann aber gingen die Jalousien pünktlich hoch und Männe verließ das Haus. Komisch. Einfach nur komisch. Ich konnt mir keinen Reim drauf machen. Aber was noch komischer war, von da ab war Ruhe! Kein Getrampel und Gepolter mehr. Nichts, absolut nichts! Endlich wieder Ruhe!

Es nahte der Freitag und ich dachte mir so, es sei vielleicht pädagogisch wertvoll, wenn ich Meller nochmal zu Wort kommen ließe. Gleich nach den ersten Takten gab es eine unrhythmische Störung an der Innenwand meines schnuckeligen halben Hauses. War aber nicht so schlimm. Ich ließ dann das Wasser in die Schüssel, um mit dem Hausputz zu beginnen, da klingelte es an der Tür. Meine Nachbarin stand dort mit leidender Gesichtsmiene: "Kannst Du nicht die Musik ein bißchen leiser machen. Das dröhnt so durchs ganze Haus..." *mimimimimi*. 'Tja, der Meller hat was, gell...!' dachte ich so und antwortete ihr mit gönnerhaft mitfühlendem Lächeln, daß das natürlich überhaupt kein Problem sei.

Samstag und Sonntag dann das gleiche Bild, wie das letzte Wochenende: Alle Jalousien unten, beide Autos vor der Tür. Zweimal spielte ich den Meller an und einmal versuchten sie mit ihrer Mucke dagegen anzustinken. Aber das is halt nur kalter Kaffe, was die da drüben haben. Irgend so ein Top-Ten-Hit-Scheiß (örks), also nichts weltbewegendes, noch nicht einmal hausbewegendes... Aber auf jeden Fall ein Zeichen, daß sie da waren.
Von nun ab hatte ich ein echt probates Mittel gegen dieses rücksichtslose und dummbatzige Verhalten. Einmal Getrampel => 10 Minuten Meller Solardrums. Das funktionierte wirklich gut. Drei Wochen geht das jetzt so und ich würde sagen, die Wohnsituation hier hat sich schon merklich verbessert! Morgens kann ich ungestört meine Pranayama-Atem-Übungen machen, tagsüber kann ich ungestört lernen und arbeiten und abends muß ich vielleicht ein- oder zweimal den Meller anspielen und ansonsten kann ich meine neuen Tiang-Gong-Übungsreihe machen, oder mal wieder 'ne richtig schöne Tattwa-Reise. Ich stell mir vor, man würde mich bei solch einer Reise stören! Mitten während eines Bades im Feuerelement fällt drüben einer die Treppe runter, oder sowas. Ich würde abdrehen! Echt!

Nachdem also alles wieder geregelt ist, oder sich zumindest ja regeln läßt, betrachte ich nun dieses Szenario und stelle fest, daß ich mir meine Ruhe mit viel Lärm erkämpft habe. Das ist eigentlich sowas Ähnliches, als wenn ich für den Frieden Krieg führe.

Ich scheine so langsam in dieser Welt anzukommen ...

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Anmerkung: Meller Solardrums ist genaugenommen Psychedelic Progressive Trance.

Die Geschichte hat im Übrigen nur bedingt etwas mit der Realität zu tun. Es sind einige Dinge in meinem Leben passiert und ich schrieb dann diese Geschichte da drumherum.


Geschrieben unter dem Namen "Shemena"